Sonntag, 22. Januar 2012

"Guten Abend! Wir berichten hier live aus Umeå - oder dem Erbebengebiet - und es ereignet sich Unglaubliches: Soeben sind weitere 17 Austauschstudenten an der Haltestelle "Universum" nahe des Uni-Geländes eingetroffen und wieder stellen wir belustigt fest, dass zwei - wenn auch rollbare - Koffer eindeutig zu viel des Guten sind. Sie sehen hier eine Studentin aus Großbritannien mit unglaublichen drei Koffern, Handtasche und Rucksack - es ist ein Spektakel, meine Damen und Herrn!"

Ich bin angekommen! Kaum in Umeå gelandet findet man sich ausrutschend und staunend auf und zwischen Schnee wieder. Der Flughafen/-häfchen ist backsteinig und sogar zu Fuß über das Rollfeld zu erreichen - Tür rein, Gepäckband, Tür raus - etwa so breit kann man sich das vorstellen. Auf der Tür-raus-Seite dann ein Busbahnhof, der sogar nur fünf Minuten Wartezeit fordert, bis der gar nicht kostenlose Shuttlebus kommt: 40 SEK kostet eine Fahrt in diesem von Studenten, nein, von deren Gepäckstücken überfüllten grünen Automobil. Auf der Fahrt quer durch die Stadt konnten wir kaum unser Erstaunen darüber verbergen, wie wahr das Stereotyp ist, in Schweden gäbe es überall rote, gelbe, grüne und andersfarbige Holzhäuser - es gibt sie wirklich in Mengen und allen vorstellbaren Varianten. Daneben sehen vereinzelte "normal" verputzte Häuser ja totaaaal exotisch aus!
Es gab dann nach einer oder eineinhalb Stunden rumwarten einen Crashkurs im Mietvertrag unterschreiben, sogar mit PowerPoint! Schlüssel aus dem Umschlag schütteln und raus hier, die nächste Gruppe wartet. Danach wieder rausschlittern, den Bus finden (der scheinbar nie so richtig nach Plan fährt), bewusst Schwarzfahren, weil die Koffer nicht durch den Vordereingang passen, und bestenfalls am "Ålidhem centrum" aussteigen. Nach nur 93 Sekunden - die ich natürlich völlig richtig und genau geschätzt habe - verwirrten Rumstehens wird man von den kofferfreien, aber mit Einkaufstüten beladenen Menschen schon gefragt, ob man Hilfe benötige. Ja!
Zuhause also, gefunden mit Armkrämpfen und kalten Fingern - Handschuhe mitten im Koffer aufzubewahren gehört zu den nicht zu wiederholenden Details auf einer Reise nach Schweden. Ob man in Texten eigentlich vorspulen kann? Ich versuche es wie folgt: Koffer hochtragen, Zimmer ansehen (extra für mich und nur auf Vorbestellung grün tapeziert), Rucksäcke aufreißen, Sachen rauspulen bis man endlich Laptop und LAN-Kabel gefunden hat, Internet! Dann: Skypen, für viel Geld wenig einkaufen, Mini-Badputz, Auspacken, erstes "Fika" mit den Korridorbewohnern und Judith, Nudeln und Fertigsoße mit fremden Utensilien kochen (sich dabei strafbar machen wegen Salzklaus fürs Nudelwasser), Essen & Essen - zwei Teller voll, Duschen und Schreiben. 23:40.
Damit ist die heutige Schlafenszeit erreicht, hier noch ein paar Fotos von gestern 22:00 Stockholm Arlanda bis gerade eben, 23:30 Umeå Ålidhem.








Natti, vacker flicka!

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