Samstag, 9. Juni 2012

I'm great. Das dachte ich eben, einfach so. Ganz ohne Selbstbewusstseinsanfall, einfach aus guter Laune heraus und in platzender Vorfreude auf morgen (ääh, heute), einen weiteren meiner letzten Tage hier in Umeå. Leider mischt sich dazu die mal wieder groß gewordene endlose Traurigkeit alle hier kennengelernten nie wieder zu sehen. Besonders nach einem so wunder, wunderbaren Abend wie diesem! Ich hoffe mehr als je zuvor es einmal in meinem Leben gebacken zu bekommen Kontakte über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten, mindestens bis alle tollen Menschen sich für einen Deutschlandurlaub durchgerungen haben (Klettermöglichkeiten gibt es ganz bestimmt!). Puh, so traurig über meine Abreise war ich wohl nur selten, verzögern lässt sie sich ja doch nicht und insgeheim bin ich auch froh, aber der Verlust eines so großen Teils an neu aufgebauten Bekannt- und Freundschaften, sowie der erst frisch erweckten Schwedenliebe tut durchaus weh. Hope it's better tomorrow...I mean, today. Later.

Donnerstag, 31. Mai 2012

"Wenn es stimmte, dass Hunde über einen sechsten Sinn verfügen, hätte Blondi eigentlich spüren müssen, dass wir Hunde liebten wie nur wenig sonst auf der Welt. Katzen nicht so sehr, das waren Reinkarnationen von Modemiezen, die ihr Fell wie einen Pelzmantel trugen; sie verbrachten die Tage mit Hurerei und Kokettieren und waren treulose Flittchen. Doch Hunde liebten wir. Sehr sogar."

(Dimitri Verhulst - Die Beschissenheit der Dinge)

"Nachts sind alle Städte gespenstisch, finde ich, insbesondere aus der Ferne, sie sind dann wie Passagierdampfer, die für ein Fest erleuchtet sind, das niemals beginnt."

"Ich erinnere mich, dass der morgendliche Sonnenschein einem feinen Nieselregen gewichen war, dass milder Dunst den menschenleeren Senatstorg in einen gogolgrauen Mantel hüllte und große Wassertropfen wie übergewichtige Faultiere in den nackten Bäumen vor der Universitätsbibliothek und im Kajsaniemipark lagen und hingen."

"Auf dem Foto hatte ich bereits meine kräftigen Skrake-Augenbrauen, die bei Erwachsenen gut aussehen, den Skrakekindern jedoch ein animalisches, vage beunruhigendes Aussehen verleihen."

"Vera ergreift nur selten das Wort, und wenn sie es tut, ist sie zurückhaltend, sie trägt einen ihrer großen flusigen Pullover in Schwarz oder Rot oder Grün, und wenn sie etwas sagt, kommt das Gespräch zum Erliegen, denn in ihrem Schweigen hat Vera Zeit zum Nachdenken gehabt, und ihre Einwürfe sind deshalb immer auf die eine oder andere Art desillusionierend. [...] Doch auch Birre kann das Gefühl einer gewissen Überlegenheit Werner und Vera gegenüber nicht verbergen, sie liegt in seiner Stimme und seinen Bewegungen, diese Überlegenheit, und scheint völlig unreflektiert zu sein, so als wäre sie angeboren."

(Kjell Westö - Vom Risiko ein Skrake zu sein)
"ja blog ist wohl auch ne gute form des festhaltens" - ist er. Deshalb möchte ich das Folgende so fest halten wie ich kann:

Und das auch, aber eher so medium fest, wie einen kratzigen Teddy vielleicht:

Dienstag, 29. Mai 2012

"Das Ticket ist zu dick!" hieß es beim einchecken schon.
Ich sagte "Es ist selbstgemacht!" und erntete nur Hohn.
Ich sagte "Da steckt Liebe drin!" - schon kam die Polizei.
Sie packten mich, obwohl ich rief "Ich habe keinen Sprengstoff dabei!"
 
Das ist nur ein dickes Ticket,
das hab ich selbst gemacht.
Das ist nur ein dickes Ticket,
aber sie haben nicht mal gelacht.

"Was soll denn dieser Unfug?" fragte einer streng.
Ich sah ihn an und sagte nichts, aber ich dachte: Peng!
Bin ich vielleicht ein Moslem? Bin ich ein Terrorist?
Ich bin ein ganz normaler deutscher kreativer Christ!
 
Und das ist nur ein dickes Ticket,
Das hab ich selbst gemacht.
Und da habe ich mir ganz bestimmt
nichts Böses bei gedacht.

Ich fahr mit solchen Tickets auch Bus und Eisenbahn.
Es gibt immer Probleme, das treibt mich in den Wahn.
Nie sagt mal jemand "Super! Das ist ja wunderschön.
Das ist ja echt innovativ! Ach, lassen Sie mal sehen!
 
Nee so ein tolles Ticket,
das ist ja eine Pracht!
Echt fett! Und auch noch Bommeln dran
und alles selbstgemacht!"

Stattdessen wird man angeschaut als wäre man verwirrt.
Ich finde viele denken zu profitorientiert!
Alle haben dünne Tickets und fast alle sind bezahlt.
Nur einer hat geknetet, appliziert & gemalt!
 
Das ist nur ein dickes Ticket,
das hab ich selbst gemacht.
Das ist nur ein dickes Ticket,
das hab ich mir ausgedacht.

Das ruiniert doch niemand wenn mein Ticket anders ist.
Was heißt, das könnte jeder - was soll denn dieser Mist?
Als ob das alle könnten! So ein Unsinn, tut mir leid.
Den meisten fehlt die Phantasie und erst recht die Zeit.
 
Denn so ein dickes Ticket
kommt aus ganz anderen Welten,
in denen dicke Tickets
immer und überall gelten.



Sonntag, 27. Mai 2012

Lang ists her. 

Seit ich zum letzten Mal geschrieben habe zum Beispiel, aber auch das ohne Jacke rausgehen. Fühlt sich ungewohnt an, als ob man das Wichtigste vergessen hätte und es bestimmt gleich draußen bemerkt wenn einem die Kälte entgegenschlägt. Tut sie aber nicht mehr, hat sich gebessert, das ins Gesicht schlagen und unter fremde Kleider kriechen aufgegeben und sich zurückgezogen. An diese leere Stelle tritt nun die Sonne und damit das Licht und in Maßen sogar Wärme. Leider hat mich das nicht davor geschützt krank zu werden (was mich im Umkehrschluss aber auch nicht davon abhalten wird heute einige von Sonne begleitete Trinkspiele zu spielen). Ob sich dann das geplante Geburtstags-am-See-rumhängen noch ergibt zeigt sich später. Soeben gab es "schwedische Kartoffeln". Ob sie das wirklich sind werde ich demnächst mal in Erfahrung bringen, aber spektakulärer (und ungesünder) sehen sie wenigstens aus. Gemein ist, dass mein Fenster so ziemlich Richtung Norden ausgerichtet ist, was bedeutet, dass ich die tollste Mittagssonne an faulen Tagen wie diesem nur auftreffend auf die Dinge dort draußen sehe, leider nie in meinem Gesicht. Faszinierend wie viel mal über Sonne, Sonnenstunden, Aufgang und Untergang, Temperaturen und die Blühfortschritte von Bäumen und Blumen nachdenken und schreiben kann. Letztere, die Blühfortschritte, sind in den letzten Tagen allerdings groß. Die zahlreich vorhandenen Birken versprühen bei angemessen viel Wind  ihre Pollen aus den allseits bekannten Birkenpollenwürstchen gar in ganzen Staubwolken. Danke also dafür, dass ich nur eine Sonnen- keine Birkenpollenallergie habe, so bin und bleibe ich wenigstens schwedentauglich. (Und für alle die es interessiert: Dieses Rentierarmband stinkt zur Hölle wenn es nass ist!)


Sonntag, 20. Mai 2012

Wie soll man unter solchen Widrigkeiten nur einschlafen? Leicht seitlich auf dem Bauch liegend, das linke Bein angewinkelt, stört der kalte linke Fuß am warmen rechten Knie, er strahlt Kälte in Umkreis von 30 cm ab - das Kissen unter dem Kopf macht Geräusche, es raschelt auch bei völliger Bewegungslosigkeit leise vor sich hin, nicht einmal Luft anhalten hilft - schließt man dann doch endlich die Augen scheint die 5 cm entfernte Decke doch noch immer zu nah, sie bohrt sich auch in dein geschlossenes Auge und muss weggekrumpelt werden - durch dieses Verändern der Decken (bzw. Schlafsack-) struktur trifft nun aber der eigene Atem auf Widerstand und wird gleichsam wie ein Boomerang zurück in den eigenen Einatembereich befördert...wer will schon frisch ausgeatmete Luft atmen? - kommt man nun etwas zur Ruhe wird man feststellen, dass sich beide Augen auch ohne die die (sowieso nicht vorhandene) Sicht blockierenden Deckenteile scheinbar unabhängig voneinander bewegen, sie verdrehen und verknoten sich, bringen Kopfschmerzen und Sehnervverwurstung und die einzige Strategie dagegen ist ewiges Augen auf, etwas anfokussieren, Augen zu...bis zum wirklich ermüdenden Einschlafen.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Es fühlt sich merkwürdig an. Zu realisieren wie lange man schon weg von Zuhause ist, wie lange man das morgens besonders weiche Fell seines Hundes nicht mehr gespürt hat, wie lange es her ist dass man seine kleine Schwester umarmt hat, wie lange es her ist dass man den Duft der Wohnung seines Freundes gerochen hat, wie lange man keine Rigatoni alla Chef gegessen oder nach Pommesfett nach der Arbeit gerochen hat, wie lange das letzte deutschsprachige Konzert her ist, wie lange man seine ganzen anderen wunderbaren und nun vermissten Klamotten nicht gesehen hat, wie lange man keine Strickmäntel getragen hat, wie lange man nicht mit seiner besten Freundin geredet hat, wie sehr man die bloße Anwesenheit seiner Familie vermisst oder den günstigen und guten Kruskovac, wie fern einem Auto fahren erscheint, wie sehr einem echte Bratwurst fehlt oder wie oft man mittlerweile schon auf Englisch oder Schwedisch denkt. Und gleichzeitig überrumpelt mich die Freude das alles bald wieder zu haben, Umarmungen, sich wichtig anfühlende Gespräche, sich mit Valdostana und Radler vollzustopfen, laute Musik im Auto zu hören, endlich ein Festival zu besuchen und einen Irish Pub, ganz besondere Personen wieder riechen zu können und dabei den Tabak rieseln zu sehen, in meinem eigenen wundervollen großen Bett zu schlafen und wundervolle Stunden, Tage und Wochen mit all meinen Liebsten zu verbringen. Ich freue mich auf euch!

Samstag, 12. Mai 2012

Ich will nicht nach Hause, auch wenn ich da echtes Fleisch auf dem Grill haben kann, denn dann gibt es kein Grooveshark mehr! Was soll ich nur tun?




Hallå!

Es ist spät. Oder früh. Und hell. Ziemlich sogar. Das verwirrt mich, etwas. Aber es macht Lust auf eine nächtliche Radtour, denn: Endlichst habe auch ich es geschafft mir ein Rad zuzulegen! Und es steht draußen und wartet auf Benutzung. Bestimmt scheint die Sonne bald. Mist, ich werd einfach allein raus gehen und es ausprobieren. Bis morgen früh...also, gleich.

Montag, 7. Mai 2012

Umeå hält viele Überraschungen bereit, nicht nur Stadt der Birken, nein, auch Stadt der perfekten Musikerdoppelgänger! Clueso und Lenny Kravitz, letzterer so richtig echt mit Nasenpiercing und American Spirit rauchend.

Fragebogen an mich selbst:

Wann in deinem Leben musstest du am dringendsten aufs Klo?
Heimfahrt L.-Festwoche. Definititv.

Was liegt spiegelverkehrt zum Blinddarm und könnte schmerzen?
Das muss ich leider nachschlagen. Besser, nachgoogeln.

Was verwirrt dich?
Helligkeit um 22 Uhr und dass der Nachthimmel höchstens dunkelblau wird. 

Gibt es sonst irgendwas das du loswerden möchtest?
Ja, ein an Smirnoff Ice Erinnerungen wachrufendes Lied für meine große Schwester:

 

Donnerstag, 3. Mai 2012



[- aber sie lacht nicht, sie wacht noch, sie denkt ihren kopf entzwei -]
[- aber sie lacht nicht, sie wacht noch, sie denkt ihren kopf entzwei -]
[- aber sie lacht nicht, sie wacht noch, sie denkt ihren kopf entzwei -]

Dienstag, 1. Mai 2012

Hejsan - da bin ich mal wieder. Geschrieben wird heute aus Spontanität, ohne Ziel oder Ideen über den Inhalt. Genauso ziellos verlief der heutige Tag auch etwa, abgesehen vom Lesen von ganzen fünf Seiten für die Uni hing ich mal wieder in der Sonne und im Iksu rum. Rad fahren und anschließend eine Runde schwimmen. Besser gesagt, ein paar Runden, denn hier schwimmt man im Kreis, so richtig mit Blinken und Überholen wenn man schneller ist als der Vordermann. Leider passiert mir das wegen meiner Körpergröße und dem damit eher schnellen Vorankommen im Wasser ziemlich oft. Somit blieb es auch bei 30 Bahnen (= 15 Runden), was nach 40 Minuten Spinning aber auch ok war. Morgen vielleicht ähnliches Programm? Womöglich aber wieder einen kleinen Joggingversuch einbauend. Ansonsten hab ich neben Kleidung waschen morgen noch nichts vor, das Seminar muss wegen ungelesener Texte (man vergleiche fünf gelesende mit 75 bevorstehenden Seiten) mal wieder ausfallen. Vielleicht muss das auch der ganze Kurs bald. Wäre zwar irgendwie schräg die letzten Wochen nach der mündlichen Schwedischprüfung und dem hoffentlich erfolgreichen Bewerbungen schreiben Vollzeiturlaub zu machen, eine wirklich schlechte Vorstellung ist es aber auch nicht. Blöderweise ist heute einer der erstaunlicherweise eher seltenen Tage an denen ich lieber Zuhause wäre. Verständlich einmal des Wetters und den damit verbundenen Aktivitäten wie Schwimmen im Freibad oder Grillen wegen, aber auch weil mal wieder jemand im Krankenhaus ist oder man sich einfach nach Flatrate-Kaffee im Supermarkt oder echt bassgeladener Musik im schwesterlichen Auto sehnt. Weiß nun auch grade gar nicht wie ich hier weiter schreiben soll...ein Kneipp Seelentröster Bad wäre toll, wie eine tolle Person gerade erkannt hat. Zu überlegen wäre natürlich ob ein klassischer Lotta Kaukau nicht denselben Effekt hätte, ich fühle mich wegen Nudelauflauf und dem danach folgenden, sündigen Nutellabrot aber schon voll genug. Immerhin zur Abwechselung mal wieder ein anderes, nicht durch Alkohol verursachtes Völlegefühl - hihi. Gestern war aber, ob mit oder ohne Alkohol (ok, ich gebe zu: Vodka mit Russian Wildberry Zeugs), ein toller Abend. Cleo ist noch immer wundervoll! Denn im Gegensatz zu vielen anderen steh ich auch wirklich auf sie als Rapperin, nicht ihre immer wechselnden Gesangspartner. Für alle Fremden die es nicht sowieso schon gesehen haben deshalb nochmal eins der wunderbaren Videos an dieser Stelle - ein wunderbarer Abschluss wie ich finde!

Haste gedacht, auch nach zwei Stunden ist davon noch nichts zu sehen. Vielen Dank und bis übermorgen.

Sonntag, 29. April 2012

[- Dies ist der Moment, in dem ich aufstehen und fliehen, finnisch werden, in die Stadt laufen und trinken sollte, aber es ist Sonntag, und mein Schädel brummt [...] -]

Torbjörn Flygt - Made in Sweden

Donnerstag, 26. April 2012


"Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir mehr Interesse und Motivation für die morgige Schwedischprüfung. Danke im Voraus.
Herzliche Grüße,
Fru lök."


 Sollte dieser dicke, bärtige Mann mich schon wieder nicht hören können (Fliegen und zaubern können hat schließlich auch nie geklappt) werde ich ab sofort versuchen Motivation aus meinem Mangowasser zu schöpfen.
Oder aus der Aussicht in drei Stunden angeschickert in einer Kneipe zu sitzen.

[- Mir ist heute nach Feiern zumute, nichts bringt mich aus dem Gleichgewicht. Ich wünsche uns allen schnell alles gute, vom besten Freund bis zum Arschgesicht, vom Spießer bis zum Hurensohn: Ich erteil euch Absolution. Kommt, trinkt mit mir! Kommt trinkt mit mir! Auf das Leben, auf uns, auf unser Idol - trinkt mit aufs Geratewohl! -]

Montag, 23. April 2012

[- Ok wir zwei machen 'n Deal: Du gehst mir nicht mehr auf'n Ticker und ich kauf dir für 5 Mark Sticker, die Sprache wirste doch verstehen? Also gut für 10. -]

Sonntag, 22. April 2012

11:05 - Metal-Cykel bei Totte
12:41 - Rotbäckchensaft zur weiteren Tagesmotivation

Samstag, 21. April 2012

Aussteigen.
Im Auto, Zug oder Bus sitzend, stellt euch doch mal vor wie es wäre dort draußen zu sein, auf dem Boden zu stehen der so schnell an euch vorbeizieht, die weiche, nasse Erde unter den Füßen, schlammbeschmierte Schuhe, kalter Wind, der Boden macht Geräusche, er schmatzt wenn er euch spürt, die Vögel fliegen über euren Köpfen und die Rinde der Bäume fühlt sich rau aber feucht an während ihr einen Zug vorbeifahren hört, er rattert und rauscht bis er aus eurem Sinnesfeld wieder verschwindet und ihr vielleicht sogar eine Möwe kreischen hören könnt, der Wind kühlt eure Nase aus, ihr steckt die Hände in die Taschen, atmet die feuchte, erdige Luft ein, senkt den Kopf und geht den holprig steinigen Weg weiter, jeden einzelnen Stein unter euren Füßen spürend, sie trotzen eurem Gewicht und ihr geht weiter, glänzende Pfützen entdeckend die euch ansprechen, euch erinnern wie gut es tut natürliches zu spüren, sich im Wasser treiben zu lassen, etwas Luft mitzunehmen, die Stille zu schätzen und für eine lungengroße Weile allein mit euch selbst zu sein.

[- I know that I'm good 'cause when I'm bad I feel guilty -]

Dienstag, 17. April 2012

"Und ihr Alter, wenn sie denn einen hat, sitzt bescheiden auf einer der Bänke in der Mitte des Platzes, zusammen mit anderen behuteten Alten, in sandfarbenen, bis zum Kinn reißverschlossenen Windjacken, geduldig wartend, einige verbringen ihr ganzes Leben mit Holzgeschmack am Hintern [...]."

"Großvater pflegte zu sagen, sein Gelaber sei mit Mehrwertsteuer, man müsse immer was abziehen."

"[...] bewusstlos und mit einer klaffenden Wunde von Ohr zu Ohr rausgetragen und zur Unfallambulanz verfrachtet wird, wo man ihm den Schädel rasiert und näht und er sich auf eine Narbe freuen darf, die so lang ist wie die Zugstrecke nach Lappland, herzlichen Glückwunsch, Smarty."

(Torbjörn Flygt - Made in Sweden)
Ich distanziere mich, so weit es bei selbst verfassten Texten möglich ist, von folgendem - es entstand unter strapaziösen Reisebedingungen und ist mit etwas zeitlichem Abstand nicht mehr so gut wie anfangs gedacht. Aber ich bin zu faul es zu überarbeiten. Es folgen also abgetippte Handschriften.

God morgon
eller
god natt.

Es ist exakt 4:00 Uhr als ich aus meinem nun wieder von mir allein bewohnten Bett steige und ebenfalls seit Tagen oder Wochen ist es noch dunkel als ich aus dem Fenster sehe. Ich muss fertig packen, Schlafsack, Kulturbeutel und aufzubrauchendes Essen. Nach einem Kaukau also raus um 4:50, wo Judith und ich feststellen, dass es über Nacht 3 cm Matsch geregnet hat. Das halten trotz ausgeklügelter Hüpf- und Stragengehtechnik selbst meine sonst so treuen (und trockenen!) Converse nicht aus. Halbgut gelaunt warten wir auf den Bus mit Simona und beim Einsteigen kann ich meine Schwedischkenntnisse mal wieder erproben - der Herr fährt uns also als zunächst einzige Fahrgäste nach Holmsund. Dort werden wir dann mit einem nicht allzu sanften "Här!" aus dem Bus geworfen. Gleich im Anschluss sehen wir uns nicht nur Orientierungslosigkeit sondern auch fiesestem Wind verbunden mit der allgemein bekannten gemeingefährlichen Kälte gegenüberstehen. Erstmal geradeaus laufen also, die Bahnlinie gibt erste, der früh auf den Beinen stehende Bahnarbeiter mit dem netten zahnlosen Lächeln zweite Orientierung: Eine zuverlässig erscheinende Auskunft nach dem Weg - zweite schwedische Erfahrung des Morgens. Nach einigen Metern (noch nicht ganz so frustrierend wie die nächsten 50 Minuten) aber erneute Ratlosigkeit. Da kommt eine schwarze alte, aber motorisierte Klapperkiste gerade recht und der etwas jüngere und so weit ersichtlich auch noch bezahnte Mann sagt (zum dritten Mal auf Schwedisch) wir sollen doch einfach der Straße folgen, es gibt nur eine, alles ganz einfach, nur nicht überfahren lassen. Also gehen wir los, die einzige Straße überhaupt, links Meer, rechts dubiose Firmengebäude, vor mir vom Wind aufgestachelte Meerwassertröpfchen ins Gesicht, hinter mit (hoffentlich) Judith und Simona. Viele Autos kommen uns zum Glück nicht entgegen, dafür begegnen wir unzähligen Pfützen, unglaublich viel Wind (meine aerodynamischen Eigenschaften sind wegen des Riesenrucksacks und der Isomatte daran leider schlecht) und Wasser (ob vom Himmel oder vom Meer scheint zunächst nicht ersichtlich, später waren wir aber eher gut gesalzen als von Regen weichgespült). Nach wirklich anstrengenden 50-55 Minuten scheint es geschafft, eine leere Wartehalle mit kühlen Temperaturen wartet auf uns und nach dem Kauf der plötzlich 8€ teureren Tickets sogar Toilettenhändetrocker zum Warmföhnen diverser Kleidungsstücke oder Körperteile. Nachdem man also endlich die kalte Wartehalle verlassen kann, um einen noch kälteren, holzstegigen Zugang auf die Fähre zu gelangen, sitzt man also in Kinosaalatmosphäre in roten Sesseln, strümpfig weil die Schuhe ihre Reise auf der Heizung verbringen, und packt nach kurzer Zeit den Schlafsack aus, da es sich bei erneuter Kälte schlecht schlafen lässt. Mit windzerzausten Haaren sitzen wir also hier und versuchen uns an das Schwanken zu gewöhnen. Letzteres ist generell kein Problem, jedenfalls bis es richtig windig wird und man getrost sagen kann Flugzeugturbulenzen mit Dauer von 5 Minuten sind Kinderkacke. Und da wir nun schon bei Kindern sind - zu den zweieinhalb Stunden Auf- und Abgeschaukel kommen noch dauerschreiende Kleinkinder und vier oder fünf sich im Wechsel übergebende Personen, immer stolpernd auf dem Weg zum Klo zu erkennen. Dank eines einschläfernd langweiligen Films und der Müdigkeit des 4 Uhr Aufstehens schlafe ich aber doch irgendwann ein. Mit 30 Minuten Verspätung wegen des Angewiesenseins der Fähre auf die von Eisbrechern geschlagegen Weg durchs gefrorene Meer stranden wir also - hallo Vaasa.

Hello who?
Niemand will ein Taxi teilen. "It's full." - "My mom will pick me up."...hm, sieht aus als müssten wir wieder laufen. Glücklicherweise war der beneidenswert bilderbuchige zweifache Vater bereit uns den Weg zu erklären und eine Einschätzung über die Dauer abzugeben: "45 minutes. It's okay to walk there, you don't need to walk on the street, I've done that a hundred times!". Immerhin gibt Vaasa hilfreiche Straßenschilder und keine plötzlich von der Straße abweichenden Fußgängerwege. Straigt on - rakt fram. Finnische Autofahrer (männlich, <50 Jahre) scheinen sich allersings kaum von den schwedischen zu unterscheiden, winken und hupen können sie nämlich auch (wenn auch sehr viel zurückhaltender als beispielsweise italienische Autobahnfahrer). Nach erneuten 50 Minuten (der IKSU Ausfall sei damit entschuldigt) die Ankunft in der Innenstadt Vaasas. Durch den Weg mit Rückenschmerzen gesegnet (die Grundschulregel von höchstens ein Zehntel des Körpergewichts als Schulranzengewicht wird mit 20 leider allmählich vernachlässigt) und durch den sitzenden Mann auf dem schmelzenden Meereis beeinflusst scheinen wir jedenfalls verwirrt und orientierungslos genug auszusehen um nach wenigen Minuten des Sich-auf-der-Stelle-Herumdrehens von einer wirklich unvergleichbar netten Philippinin angesprochen zu werden, sie wolle uns gern weiterhelfen. Dank ihr kommen wir mit dem finnischen Bankensystem, dem Einkaufen und Orientieren viel besser zurecht und hören nebenbei eine weitere interessante Lebensgeschichte mit dem Beruhigung verschaffenden, immer gleichen Problem des Anschlussfindens und Entfernungdurchhaltens. Um meine Erzählungen frei von fiesen Globalisierungen und unethischen Praktiken zu halten würde ich den nächsten Part gern überspringen. McDonalds.
Schnell weiter. Viel zu früh, da von mir initiiert, zum Bahnhof, was uns eine Stunde Rumwarterei einbrockt - inklusive der nächsten schwedischsprachigen Erfahrung und einmal Toilettenbezahlautomatbetrügerei. Irgendwann dann der Zug, überhitzt und alt aber atmosphärisch nett, eine Stunde vorbei an unzähligen eingefallenen Häusern, tornadogleich zerstört oder einfach unbeachtet verfallen, zurückgelassen zwischen Bahnlinie und Feldern mit ziemlich schwarzer Erde. Anschließend ein fabelhafter Kurzaufenthalt in Seinäjoki mit Nüsse wollen aber nicht kaufen und schnellem wieder Einsteigen in Eco-train in grün, Platz finden, Gepäckstücke über Kopfhöhe heben, Platz nehmen und entspannen. Wären da nicht schmerzende Füße und die für maximal 1,70 m große Menschen konzipierten Kopfstützen. Ich werde mitschreiben, ob es sich damit gut weitere zwei Stunden aushalten lässt ohne ernsthaftere Nachenschmerzen davonzutragen. Punkt.

[-sometimes all I wanna do is just start up a fight, but I don't, I drink wine by a pipe -]

[-[...] selfcontrol - these are the qualities I want for my soul -]

[- it was slow but now it's too rapid -]

Nackenschmerzen? Ohja! Wenig flexible Kopfhalterungen wie oben schon erwähnt. Nichts neues für den werten Leser, ich selbst aber habe es wegen diskontinuierlichem Schreiben und einem Goldfischhirn schon wieder vergessen. Die letzten beiden Stunden waren aber durchaus aushaltbar - wie im Nachhinein immer. Ankunft in Helsinki also 22:52 Ortszeit. Angekündigter Treffpunkt, RKioski, ist einfach zu finden und in 25 Minuten warten auf die Gastgeberin erste städtische Eindrücke - städtisch weil betrunkene Menschen, Obdachlose und merkwürdig gekleidete Jugendliche sicher nicht nur prägend für den Hauptbahnhof in Helsinki sind. Nach Zusammentreffen mit Marie also Bus finden (und ihn teuer bezahlen), Wohnung checken, zusammensitzen und spät schlafen gehen. Während ihr euch vorstellen könnt wie eine Nacht für vier Personen in einem Raum, auf Bett, Sofa, Bodenmatratze und Bodenkissenansammlung (me!), so aussieht, wie also die Geschichte für die nächsten sieben Stunden weitergeht, möchte ich euch meine ersten Eindrücke der finnischen Sprache erläutern: Man verdoppele einen bis drei beliebige Buchstaben in einem Wort (Anzahl gemäß Wortlänge) und hänge ein -i hinten dran. Beispiel? Zitrone = sitruunan, Kiosk = kioski, Zucker = sockeri. Hauptsache ist aber eigentlich es sieht unlesbar aus und ist durchschnittlich doppelt bis dreifach so lang wie das entsprechende englische Wort. Das für mich wohl einzige nicht wieder zu vergessende Wort ist aber "eläkeläiset", die Seniorenband. Humppa!
Tag eins. Ich muss mich tatsächlich sehr anstrengen überhaupt aufschreiben zu können was genau wir gemacht haben...eine Buskarte gekauft beispielsweise, eine der besten Entscheidungen hier überhaupt, denn 14 € für drei Tage freie Nutzung von Bus, Tram und Metro klingt besser als 2,70 € für jeden einfachen Weg von und zur Wohnung. Danach eine einleitende touristische Kirchenbesichtigung die wegen nicht vorhandener prunkvoller Golddekorationen aber den sowieso kurzen Weg wert war. Klarer finnischer Stil? Ich beschließe gerade die Tage nicht mehr zu trennen, da erstens sinnfrei wegen meines schlechten Erinnerungsvermögens und zweitens um Langeweile beim Lesen zu verhindern. Irgendwann (Ich erinnere mich! Am ersten Tag!) also noch eine kurze Fährfahrt zu einer ehemaligen Militärinsel die ziemlich verlassen wirkt, nicht wirklich sehenswerte Gebäude beherbergt, dafür schönes gelbes Moos, viele Felsen, alte Mauern und Kanonen sowie touristisch belaufene Grastrampelpfade in angenehm hügeligem Gelände. Vor diesem wasserigen (wässrigen?) Ausflug habe ich etwas durchaus erwähnenswertes gekauft: Endlich, endlich einen (Pseudo) Sami- (fabrikhergestellten) Holzbecher. Wunderschön schlicht und bezahlbar. Danke Helsinki - wenigstens dafür. Das Designmuseum war ein weiterer Stop und ich hatte doch tatsächlich Gesellschaft von vorher skeptischen Personen - wie sich herausstellte (und das tut es in solchen Konstellationen leider immer) war das aber eher Fluch als Segen, denn sie waren hinterher zwar nicht mehr skeptisch unentschlossen, dafür aber genervt und nicht in weitere Museumsbesuche interessiert. Kombiniert mit langen Gesichtern, schnaufen und hetzen während des durch die Ausstellung gehens und der Aussage " Ja, so eins oder zwei fand ich lustig." als positivste Reaktion schon eher nervig und nicht wirklich bereichernd. Artpeople where are you? Does anyone want to come to Helsinki with me again? Kiasma, photography, architecture...we'll meet again, I promise! Das Traurigste dabei: Helsinki ist Design-capital dieses Jahr. Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche (beame) mir den designinteressierten B.H. herbei! Trotz dieser traurigen Tatsache war das aber ncch nicht alles künstlerisches. Die in den Felsen gesprengte, wundervolle Kirche Helsinkis ist definitiv auch ein architektonisches Kunstwerk und ich möchte sie ganz unbedingt Julia zeigen wenn ich könnte. Neben Kunst sehen konnte ich aber auch endlich - nach nahezu zwei Jahren - mal wieder etwas in ähnlicher Richtung produzieren, nämlich beim Workshop einer türkischen Künstlerin über das Zeichnen von Körpern/Personen/Gesichtern mit Bleistift in leicht abstrakter bzw. deformierter Weise. Lange knochige Hälse, überbreite Hüften und elegant lange Beine sind also erlaubt. Besonders toll war, dass die Vorliebe für knochiges, im Besonderen das Schlüsselbein, Hälse und Hände, nicht nur auf meiner Seite bestand. Für mich persönlich also motivierend weil eigene Interessen aufgreifend. Ziel ab jetzt ist der Kauf eines guten Skizzenblocks mit rauem Papier und einiger Bleistifte (2-8B). Zwischen all diesen Dingen habe ich drei unglaublich teure Kaffees getrunken, ein Paar FlipFlops gekauft und Diätpläne mit Simona geschmiedet. Das Wetter ar mistig, vieles zu teuer und die Menschen in Overalls sind mir noch immer unerklärlich. Am letzten Abend in Helsinki schlussfolgere ich also, dass ich nur bei Lust auf Kunsturlaub wiederkomme.
Kiitos.

Schlecht beendeter letzter Abschnitt. Dazu diese später zum Glück nicht mehr sichtbare Handschrift, im Vergleich zu den wundervollen Worten auf dem Blatt meiner finnischen Sitznachbarin hier im Zug eher unangenehm peinlich - hoffentlich neben künstlerisch nicht auch noch sprachlich begabt [Anm.: Ich glaube ich meinte damit hoffentlich fehlende Deutschkenntnisse, sodass sie eventuell noch glauben könnte ich würde wenigstens inhaltlich etwas sinnvolles, schönes produzieren]. Überhaupt aber eine gleich sympathsiche Erscheinung, fragende Offenheit und ein noch breiterer Rucksack als meiner. Mal wieder bin ich froh den Einzelsitz, zumindest doch was uns als "Reisegruppe" anbetrifft, erwischt zu haben. Mein Kopf und ich brauchen öfter mal eine Auszeit von bekannten Gesichtern, floskeligen Aussagen, sinnlosen Fragereien und schmatzenden Mündern. Trotz aktuellem genervt-sein und der Freunde aus mein menschenleeres Zimmer in Umeå waren die Unterhaltungen in den letzten Tagen gut. Menschen besser kennenzulernen ist generell schon interessant, stellt sich aber heraus, dass sie ähnlich sensibel, vorausschauend und dauerhaft verunsichert sind macht es das noch erfüllender. Endlich mal wieder ein Beweis dafür, dass es gut sein kann sich auf Menschen einzulassen, auch wenn es zunächst unmöglich, anstrengend und schwer erscheint.
Sind schreibende Menschen mehr Beachtung auf sich ziehend als andere? Womöhlich weil wir zwei sind, äußerlich vielleicht zusammengehörig erscheinend. Den Herrn mit dem markant faltigen Gesicht, Stoppelbart in grau, Jeansjacke und blauen Augen scheint es jedenfalls zu interessieren. Er gähnt - vermutlich also doch nicht. Ich bin gespannt auf die Menschen, die die gegenüberliegenden Sitze gebucht haben, denn gebucht gewesen müssen sie sein, sonst hätten wir sicher face to face Sitze im Ganzen gebucht - so sagt es mir jedenfalls meine rekonstruierende Logik und meist funktioniert sie ganz gut, als Ersatz für das fehlende Erinnerungsvermögen kein schlechter Ansatz.
Ich will Meisterin der langen, verschachtelten Sätze werden und dabei lernen konkrete Äußerungen zu machen, Vertiefung von Details also, Beschreiben lernen und das Geschriebene vorstellbar machen. Ich will einen pinken Schal sowie pinken Lippenstift in leicht abgewandelter Nuance damit sich die beiden beißen können. Ich will illustrieren können, einfache Zeichnungen anfertigen, um Dinge wie den beißenden Schal darstellen zu können. Ich will einen (bitte ernsthaften, nicht erotisch oder partnerverwöhnend angehauchten) Massagekurs machen. Ich will Kontrabass lernen und mir einen Rockabilly-Look für Rockabilly-Tage zulegen. Ich will Gebärdensprache lernen und Schwedisch auch. Ich will lernen zu wollen.


[- Wir können alles schaffen, genau wie die tollen dressierten Affen, wir müssen nur wollen -]

Freitag, 30. März 2012

Donnerstag, 29. März 2012

Wenn man das so sagen kann bin ich zur Zeit auf einem sehr persönlichen Nostalgietrip.
Was das bedeutet?
Zunächst die Tatsache, dass ich es endlich wieder schaffe ohne körperliche Qualen länger als 23 Uhr auf zu bleiben. Dazu die altbekannte Musik über Kopfhöhrer bis die Ohren vor Lautstärke schmerzen. Weiterhin das Beschäftigen mit alter Musik und altem Geschriebenem. Mein erster Blog setzt vor etwa fünfeinhalb Jahren an (unangenehm, dass die Zahl fünf nicht aus fünf Buchstaben besteht - die vier hingegen, wundervoll) und erinnert an längst vergessene Gedanken und Begeisterungen. Ein Deutschlehrer beispielsweise. Der bestimmt schwerwiegenste Grund traurig zu sein nicht mehr zur Schule gehen zu können. Ob das nun echte Weisheit war oder nicht sei dahingestellt, aber einer in gleichem Maß inspirierenden Person bin ich sonst leider noch nicht begegnet. Können wir Freunde werden, Gernot? Alles in allem fühle ich mich momentan denkfähiger als noch vor wenigen Wochen, echter irgendwie und zufriedener. Das bedingt vermutlich auch die langsam wieder aufkeimende Freude am Fotografieren. Ich habe beschlossen schöne Einzelheiten hier mit einzubinden, da nicht alles für die reine facebook-Präsentation geeignet ist, wobei ich hoffe, dass die Auslese derer die das hier lesen auf natürliche Weise gut genug ist um sich nicht um komische Kommentare oder Abwertung kümmern zu müssen.

Oh Papa Noah.


In Sachen Umeå hab ich nur einige kurze Dinge zu erzählen. Ich bin hoffentlich bald Besitzerin des wundervollen roten - billigen - Fahrrads namens 'Rusty'. Wenn es so weit ist gibt es natürlich bald erste offizielle Fotos und Informationen darüber ob eine Namensänderung durchgeführt wird. Weiterhin - und ich merke gerade, dass das nichts mit Umeå zu tun hat - war heute endlich eine Note des letzten Semesters online. Eine fabelhafte und mich erfreuende, wenn auch zeitpunkttechnisch von Tina abgekupferte 1,0. Ich hoffe man kann entschuldigen, dass es sich hier kaum noch um mein Alltagsgeschehen in Schweden handelt. But I'm still Ms. Lök in Björkanas Stad Umeå! Die morgen im übrigen - und hier drückt das am Ende erwähnen lediglich die Dreifachbedeutung für mich aus - Besuch von einem gar nicht rosa oder selbstgenähten Grisbjörn bekommt und heute Abend vor Vorfreude ziemlich sicher nicht einschlafen kann. Einundzwanzig Stunden. Bestandteil meiner Lieblingszahlenrechnung. Zum Thema Schlaflosigkeit auch das Folgende. Hopefully not too...gamy?!


Gleichzeitig biegt ein Auto in einem Tempo auf den Hof, das die Hühner fast zu Tode erschreckt und Wunden in den Kies reißt.

(Torbjörn Flygt - Made in Sweden)

Sonntag, 25. März 2012

fru lök hat alte fotos wiedergefunden.
seht und staunt! best of 2008.








 
hihi


lovely!

Samstag, 24. März 2012

muss ich immer alles müssen was ich kann?
eine hand hält die welt und die andre bietet getränke an.
ich kann mit allen zehn füßen in zwanzig türn und mit dem elften in der nase ballette aufführ'n.
aber wenn ich könnte wie ich wollte würd ich gar nichts wollen,
ich weiß aber dass alle etwas wollen sollen.

man entschuldige mich für diese bandliebe!
"is noch nich vorbei"

Freitag, 23. März 2012

"[...] musik ist aber auch son ding, stimungsgeladen, verstärkend und abschwächend, je nach bedarf. wäre also komisch wenns nicht so vielfältig wäre."

Ja, das hab ich mal gesagt. Klingt fast vorzeigbar. 

Und ich vergaß:
Mit besten Grüßen,

die Zahnfleischlächlerin.

Donnerstag, 22. März 2012

Da kommt man gerade aus seinem überfluteten Bad, das - so ganz nebenbei - auch mal wieder geputzt werden müsste, erblickt das wunderbare Foto von sich mit großer Schwester und Freundin Katha und fragt sich, was am auf Festivals fahren eigentlich so toll ist. Abgesehen von der Musik und dem immerzu heißen Grill (deshalb Daueressen) natürlich. Wird da eigentlich viel gesprochen außer "Gimma den Ketchup rüber" oder "Morgen, mein Gott war ich gestern betrunken, ich geh erstmal Zähen putzen..." oder der vermutlich am häufigsten aufkommende Dialog "Ich muss mal aufs Klo, kommst du mit?" - "Hmm, eigentlich muss ich nicht, aber ja, kann ja nicht schaden." - "Wo issn mein Autoschlüssel ... (hier ist ein Name frei einsetzbar)? Ich brauch Klopapier." - "Hier. Ich komm aber auch grade mal mit. Muss schon wieder."? Naja jedenfalls hätte ich trotzdem Lust auf eins im kommenden Sommer, vielleicht mal was anderes als Open Flair. Wer Ideen und Lust hat darf sich melden (ich weiß natürlich, dass das kaum jemand liest und mache mir deshalb keine zu großen Hoffnungen - Reapessimismus ahoi!). 
Für den Moment freue ich mich erstmal drauf gleich raus zu gehen und die seit 8 Uhr wunderbar scheinende Sonne zu genießen. Jag gillar dig, Sverige!


Mittwoch, 21. März 2012

Här är hon igen. Gepackt und verschleppt von der sonst unbekannten Motivation, ausgelöst durch Fayes täglichen Blogeintrag. Jetzt frage ich mich allerdings womit ich anfangen soll.
Zunächst vielleicht mal mit dem ersten visuellen Eindruck den ich habe wenn ich den Blick vom Bildschirm nehme: Produced in Scandinavia since 1970. Würde ich eine Rateliste aufstellen käme das betreffende Produkt sicherlich irgendwo bei Platz 374 vor - Duschgel. Die Formulierung ist mir gestern aber auch schon auf einer Sprite-Flasche aufgefallen - producerad i Sverige - irgendwie schräg. Aktuell suche ich ein Fahrrad, da der Frühling langsam hier ankommt und die Wege eisfrei sind. Vorausgesetzt es schneit nicht zwischendurch einfach mal wieder, wer wird denn wohl vergessen wollen, dass wir hier in Nordschweden sind! Zwar kein Fahrrad, aber eine Sonnenbrille hab ich mir heute bei Åhléns gekauft. Sicher peer-groupig was die Form betrifft, aber trotzdem schön, weil braun. Außerdem war sie mit 99 SEK die billigste weit und breit. Gestern haben wir - sollte ich öfter mal ohne es zu erklären "wir" sagen meine ich Judith und mich - es endlich mal geschafft die Lunchfilme im Dramastudio zu besuchen. Ein tolles Angebot wie ich finde, egal ob man da gerade sein Mittagessen zu sich nimmt oder überhaupt Uni hat. Inhaltlich passten beide ganz gut zusammen - Mobbing war in beiden wohl ein Thema, wenn auch im ersten stärker und brutaler. Um mal wieder meine nicht vorhandene Überleitungsgabe zu beweisen: Ich friere und meine Hände sind bläulich. Das nervt, ich wollte doch mindestens bis Ende August keine kälteverlangsamte Motorik mehr. Glücklicherweise blieb uns dieses Gefühl auf unserem Lapplandtrip so gut wie erspart, man muss ja auch nicht immer den kältesten Tag des Jahres wählen, um noch weiter in den Norden zu reisen. Da es so ganz ohne Extreme ja aber doch langweilig wäre haben wir uns in Abisko eher für Hitze entschieden, sprich Feuer, das durch heiße Steine und Aufgüsse ergänzt wurde. Aus genau dieser Sauna stammen auch die unten ersichtlichen Verbrennungen. Metallene Teelichthalter sollte man möglichst irgendwo anders als in Hüfthöhe an der Wand platzieren. Abgesehen von diesem kleineren Zwischenfall war der Trip vermutlich für eine organisierte Kurzreise kaum zu übertreffen. Rentiere, Sami-Legenden, Rentierfleisch und -suppe, viele tolle Leute, den besten Tourguide überhaupt, wundervolle Landschaft und viel Schnee, BBQ im Tipi, Schlitten fahren, Hundeschlitten fahren, selbst (!) Schneemobil fahren dürfen, Kaffee direkt über offenem Feuer gekocht bekommen und dazu halb gefrorenen Kuchen essen und last but never never ever least: Nordlichter/northern lights/norrsken! Grün, tanzend, den ganzen Himmel umspannend und lila werdend. Und das auf der Rückfahrt, nur zwei Stunden von Umeå entfernt. Die Fotos sind nicht die besten, aber wenn ihr dieses wundervolle Phänomen einmal zu sehen bekommt dann macht es ganz genauso wie ich - seht hin! Die Fotos sind nebensächlich und können gemacht werden sobald die Lichter schwächer werden, aber verpasst nicht das Ganze nur um hinterher beweisen zu können wie toll es war - Fotos gibt es zu genüge, man muss nur wissen, dass es tatsächlich wahr ist, dass etwas so schönes und unglaubliches möglich ist. Wie Maja sagte: "...has seen the northern lights and she can peacefully die now :) ". 








Dienstag, 13. März 2012

Frühling in Nordschweden ist...

...tägliches Eislaufen auf dem Weg zur Uni. Mehr zum Frühling in Lappland folgt in den nächsten Tagen.

Samstag, 3. März 2012

An alle Nixblicker: Ich bin der Picknicker.
Springwinter. Eine schöne Zeit hab ich gesagt? Für die ersten drei Tage womöglich, danach stapft man tagsüber in Pfützen und Schneematsch rum und sobald die nächtliche Kälte zurückkommt verwandelt sich das Ganze zusätzlich in eine einzige, sehr rutschige und von Kratern geprägte Eisschicht. Ein abenteuerlicher Nachhauseweg ist nach dem 2 Uhr Rausschmiss aus den Clubs also gesichert. Wer ein gebrochenes Bein, Rippen oder andere Verletzungen braucht ist auch gut bedient - einfach Anlauf nehmen und die Hände in die Jackentaschen stecken, damit der Aufprall bloß nicht abgefedert wird. Trotz allem sieht Umeå mit Sonnenschein natürlich viel schöner aus und wenn man auf unkonventionelle Sonnenbäder auf Parkplätzen steht ist das Wetter offensichtlich auch ganz brauchbar.




Könnt ihr ihn sehen?

Sonntag, 26. Februar 2012

Hejsan!

Der erste Kurs ist geschafft. Ob auch bestanden wird sich noch zeigen, immerhin haben Professoren hier nur 15 Werktage um Klausuren oder Hausarbeiten zu korrigieren. Beispielhaft! Die 'Note' für die erste, kurze Ausarbeitung ist jedenfalls vielversprechend - VG, also passed with distinction. Das Ganze hat mich also dazu veranlasst ein sehr bequemes Wochenende zu verbringen. Kein International Pub am Freitag zwar, denn die Pre-Party hat mich betrunken und müde genug gemacht, aber trotzdem katerähnlicher Samstag. Heute dafür wieder etwas aktiver, zunächst Kuchen im Skogis, danach endlich mal wieder ein Iksu-Besuch. Hab dort - im ersteren - auch die berühmten Semlor probiert und kann beruhigt sagen, dass es halb so schlimm ist es nicht nochmal essen zu können. Etwa wie Kanelbullarteig mit viel fader Sahne dazwischen. Fat for fat tuesday. Nächsten Dienstag beginnt dann also der zweite Kurs, Soziale Arbeit in Schweden. Klingt irgendwie nach mehr praktischer Arbeit und ich weiß nicht was ich davon halten soll. Wenigstens leitet Petra ihn, die zusammen mit Lennart 'dem Deutschen' Sauer eine der besseren, sprich angenehmeren Professorinnen ist. Lennart im Speziellen ist irgendwie inspirierend, humorvoll und trotzdem aussagekräftig während seiner Vorlesungen. Vergleichbar vielleicht mit Zahn oder Pullmann bei denen man sich gut aufgehoben und nicht gestresst, aber trotzdem hinterher wissender, reflektierter und interessierter fühlt. Angeregt zum Denken.
Hab heute morgen auch den Rückflug gebucht. Verteidigend könnte ich behaupten es getan zu haben weil das International Housing Office spätestens zwei Monate vor Abreise wissen will wann man hier verschwindet, tatsächlich aber hab ich es aus Angsthasigkeit getan keinen günstigen mehr abzukriegen. Trotzdem freue ich mich sehr, dass das Ganze jetzt einen Rahmen hat. Und der endet (schließt sich?) genau um 19:00 Uhr am 15. Juni diesen Jahres, Frankfurt, Terminal 1.
Sonst ist in der vergangenen Woche nicht allzu viel geschehen, am Montag hab ich lediglich mein erstes Eishockeyspiel gesehen. Beeindruckend waren besonders die Schlägereien zwischen den Spielern, ließ sie definitiv unprofessioneller aussehen als während des Spiels an sich - sich in den Augen rumbohrende, in den Schritt tretende und die Trikots über den Kopf ziehende große Kinder. Auf der Heimfahrt dann, die zwar genau dieselbe Strecke war wie die nach Jokkmokk, schien die Welt irgendwie schwärzer als zuvor - ganz ohne erhellenden Schnee auf der Straße und den Himmel erleuchtende Straßenlampen. Dazu ein überfahrenes Rentier und eine große Blutlache im Vorbeifahren. Vorerst bleibe ich also gern auf den verschneiten Fahrradwegen Umeås unter dem orangenen Licht der Straßenlampen. Immerhin hat der Springwinter begonnen - wenigstens hab ich das so beschlossen.


Freitag, 24. Februar 2012

Donnerstag, 16. Februar 2012

Hach - Frau Holofernes, Herr Tavassol (Herr Roy, Herr Tourette) meine noch immer bestehende Hochachtung. Ich bin übrigens müde. Nacht.


Dienstag, 14. Februar 2012

Hello again!

Fein, wer jetzt an Howard Carpendale denkt.
Ich freue mich aber heute weniger auf den alten Herrn, als auf eine ganze Gruppe davon - Seeed! Leider dauert es noch ganze 10 Monate bis diese Vorfreude befriedigt wird. Angenommen meine bisherigen Erfahrungen von stetig ansteigenden Vorfreude-Pegeln vor Feiern, Konzerten oder Festivals ließen sich verallgemeinern - ich bin unfassbar gespannt wie sich das zehnfache meiner jetzigen Euphorie Ende November anfühlen wird! Vielleicht platze ich ja aber auch vorher. Egal was passiert, ich sag euch - versprochen - Bescheid. Sonst so? Ich denke ich sollte mich gleich doppelt im Voraus entschuldigen, aber für einen kurzen Moment freue ich mich auf den Sommer. Hauptsächlich wohl in zwei Tatsachen begründet: Erstens hab ich heute seit langem mal wieder Sonnenwärme gespürt und das fühlte sich wirklich toll an, zweitens möchte ich meine geliebte braune Hose ausführen und das sieht mit Winterschuhen leider unmöglich aus. Zwar thematisch nicht direkt daran anknüpfend, aber womöglich kann mir ja doch jemand helfen - kann man "ersteres" und "zweiteres" sagen/schreiben ohne einen Fehler zu begehen? Word unterkringelt leider immer rot und das verunsichert mich zutiefst . Hihi.
Mein Bauch ist immer noch schrecklich überfüllt, denn...mein Paket durfte heute abgeholt werden! Und da war 'ne Menge gutes Essen drin. Außerdem ein Betttuch - endlich! Keine weitere Nacht mehr auf durchlöchertem, himmelblauen Frotteebezug, nur vor fremden Hautschuppen geschützt durch eine zu kleine Fleecedecke. Eine richtig luxoriöse Nacht heute mit Standards, die fast an mein Bett Zuhause herankommen (wenigstens drei Decken, wenn auch nur ein einziges, kümmerliches Kissen). Auch weiche Hände hab ich momentan, was neben der abnehmenden Kälte wohl auch mit der neuen Handcreme zu tun hat. Wie schon vor einigen Tagen bemerkt verändert man seine Maßstäbe hier rasch: -5°C nur, man befindet seinen Mantel für zu warm um zur Uni zu laufen; das Bier hat 3,5% Alkohol und man ist verleitet "Wow, ich bin bestimmt gleich betrunken" zu sagen.
Ich frage mich noch immer, wie oder ob man es lernen kann bessere Übergänge zwischen verschiedenen Gedanken und Textabschnitten hinzukriegen. Würde ja gern anklagend sagen, dass es dafür Kurse geben sollte, aber die gibt es sicherlich schon. Hier in Schweden übrigens auch Massagekurse, die ich in Deutschland vergeblich gesucht habe. Leider kostet das Ganze nochmal so viel wie die Iksu-Mitgliedschaft selbst und ist deshalb trotz guten Eindrucks eher unerschwinglich. Sieben Wochen mit je zweistündigem Kurs - hmpf. Vielleicht möchtet ihr ja zusammenlegen, Vorteile hätte es sicher für alle - 200 Euro bitte!

Donnerstag, 9. Februar 2012

Es ist doch das beste vor möglichst nichts Angst zu haben.

Womöglich ist das so sogar - die letzten beiden Tage hatte ich aber immer mal ein bisschen Angst. Schwache Tage, sozusagen. Seit heute ist das wieder ok, I am a dandy cowboy with boots! So richtig viel hab ich nicht zu erzählen und auf Fotos müsst ihr noch ein wenig warten, Hermes - der Schutzgott der Reisenden - braucht dieser Tage ein wenig länger um Pakete zu verteilen. Wie also gesagt, nicht viel, aber ich würde gern über ein paar wenige bisher entdeckte schwedische 'Spezialitäten' berichten. Dabei soll es nicht um Essen, sondern vielmehr Besonderheiten oder Differenzen zu Deutschland gehen - ob alles relevant oder gar interessant ist möchte ich vorher nicht beurteilen:
- Ich war einkaufen bei Åhlens, ein Einrichtungs- und Textilhaus mit Drogerieabteilung und an den Kassen waren zu diesem Zeitpunkt ausschließlich Männer zu finden. Nicht nur stereotype, 30-jährige mit femininem Touch, sondern junge wie alte - um weiterhin stereotyp zu sein - sehr männliche Männer.
- Auf öffentlichen Toiletten wird nicht an warmem Wasser gespart - danke!
- Menschen in Schweden haben nicht überdurchschnittlich oft einen Überbiss, wie zuerst vermutet (oder auch nicht vermutet) - diese Oberlippenausbeulung nennt sich Snus und ist die mitmenschenfreundlich Variante des Rauchens. Der Freund der Mumins, Schnupferich, lässt grüßen!
- Schweden laufen auf Geh- und Fahrradwegen immer links. Verwirrend und gefährlich bei Nichtbeachtung. Überbleibsel der Links-Verkehr-Zeit?
- Schwedisches Brot ist süß. Auch wenn das keine Überraschung war...
- Kindergartenkinder tragen Helme wenn sie draußen spielen.

Und hinterhergeschoben, aber geklaut folgendes (mit allerliebstem Gruß an mein Lottakind):