Sonntag, 26. Februar 2012

Hejsan!

Der erste Kurs ist geschafft. Ob auch bestanden wird sich noch zeigen, immerhin haben Professoren hier nur 15 Werktage um Klausuren oder Hausarbeiten zu korrigieren. Beispielhaft! Die 'Note' für die erste, kurze Ausarbeitung ist jedenfalls vielversprechend - VG, also passed with distinction. Das Ganze hat mich also dazu veranlasst ein sehr bequemes Wochenende zu verbringen. Kein International Pub am Freitag zwar, denn die Pre-Party hat mich betrunken und müde genug gemacht, aber trotzdem katerähnlicher Samstag. Heute dafür wieder etwas aktiver, zunächst Kuchen im Skogis, danach endlich mal wieder ein Iksu-Besuch. Hab dort - im ersteren - auch die berühmten Semlor probiert und kann beruhigt sagen, dass es halb so schlimm ist es nicht nochmal essen zu können. Etwa wie Kanelbullarteig mit viel fader Sahne dazwischen. Fat for fat tuesday. Nächsten Dienstag beginnt dann also der zweite Kurs, Soziale Arbeit in Schweden. Klingt irgendwie nach mehr praktischer Arbeit und ich weiß nicht was ich davon halten soll. Wenigstens leitet Petra ihn, die zusammen mit Lennart 'dem Deutschen' Sauer eine der besseren, sprich angenehmeren Professorinnen ist. Lennart im Speziellen ist irgendwie inspirierend, humorvoll und trotzdem aussagekräftig während seiner Vorlesungen. Vergleichbar vielleicht mit Zahn oder Pullmann bei denen man sich gut aufgehoben und nicht gestresst, aber trotzdem hinterher wissender, reflektierter und interessierter fühlt. Angeregt zum Denken.
Hab heute morgen auch den Rückflug gebucht. Verteidigend könnte ich behaupten es getan zu haben weil das International Housing Office spätestens zwei Monate vor Abreise wissen will wann man hier verschwindet, tatsächlich aber hab ich es aus Angsthasigkeit getan keinen günstigen mehr abzukriegen. Trotzdem freue ich mich sehr, dass das Ganze jetzt einen Rahmen hat. Und der endet (schließt sich?) genau um 19:00 Uhr am 15. Juni diesen Jahres, Frankfurt, Terminal 1.
Sonst ist in der vergangenen Woche nicht allzu viel geschehen, am Montag hab ich lediglich mein erstes Eishockeyspiel gesehen. Beeindruckend waren besonders die Schlägereien zwischen den Spielern, ließ sie definitiv unprofessioneller aussehen als während des Spiels an sich - sich in den Augen rumbohrende, in den Schritt tretende und die Trikots über den Kopf ziehende große Kinder. Auf der Heimfahrt dann, die zwar genau dieselbe Strecke war wie die nach Jokkmokk, schien die Welt irgendwie schwärzer als zuvor - ganz ohne erhellenden Schnee auf der Straße und den Himmel erleuchtende Straßenlampen. Dazu ein überfahrenes Rentier und eine große Blutlache im Vorbeifahren. Vorerst bleibe ich also gern auf den verschneiten Fahrradwegen Umeås unter dem orangenen Licht der Straßenlampen. Immerhin hat der Springwinter begonnen - wenigstens hab ich das so beschlossen.


Freitag, 24. Februar 2012

Donnerstag, 16. Februar 2012

Hach - Frau Holofernes, Herr Tavassol (Herr Roy, Herr Tourette) meine noch immer bestehende Hochachtung. Ich bin übrigens müde. Nacht.


Dienstag, 14. Februar 2012

Hello again!

Fein, wer jetzt an Howard Carpendale denkt.
Ich freue mich aber heute weniger auf den alten Herrn, als auf eine ganze Gruppe davon - Seeed! Leider dauert es noch ganze 10 Monate bis diese Vorfreude befriedigt wird. Angenommen meine bisherigen Erfahrungen von stetig ansteigenden Vorfreude-Pegeln vor Feiern, Konzerten oder Festivals ließen sich verallgemeinern - ich bin unfassbar gespannt wie sich das zehnfache meiner jetzigen Euphorie Ende November anfühlen wird! Vielleicht platze ich ja aber auch vorher. Egal was passiert, ich sag euch - versprochen - Bescheid. Sonst so? Ich denke ich sollte mich gleich doppelt im Voraus entschuldigen, aber für einen kurzen Moment freue ich mich auf den Sommer. Hauptsächlich wohl in zwei Tatsachen begründet: Erstens hab ich heute seit langem mal wieder Sonnenwärme gespürt und das fühlte sich wirklich toll an, zweitens möchte ich meine geliebte braune Hose ausführen und das sieht mit Winterschuhen leider unmöglich aus. Zwar thematisch nicht direkt daran anknüpfend, aber womöglich kann mir ja doch jemand helfen - kann man "ersteres" und "zweiteres" sagen/schreiben ohne einen Fehler zu begehen? Word unterkringelt leider immer rot und das verunsichert mich zutiefst . Hihi.
Mein Bauch ist immer noch schrecklich überfüllt, denn...mein Paket durfte heute abgeholt werden! Und da war 'ne Menge gutes Essen drin. Außerdem ein Betttuch - endlich! Keine weitere Nacht mehr auf durchlöchertem, himmelblauen Frotteebezug, nur vor fremden Hautschuppen geschützt durch eine zu kleine Fleecedecke. Eine richtig luxoriöse Nacht heute mit Standards, die fast an mein Bett Zuhause herankommen (wenigstens drei Decken, wenn auch nur ein einziges, kümmerliches Kissen). Auch weiche Hände hab ich momentan, was neben der abnehmenden Kälte wohl auch mit der neuen Handcreme zu tun hat. Wie schon vor einigen Tagen bemerkt verändert man seine Maßstäbe hier rasch: -5°C nur, man befindet seinen Mantel für zu warm um zur Uni zu laufen; das Bier hat 3,5% Alkohol und man ist verleitet "Wow, ich bin bestimmt gleich betrunken" zu sagen.
Ich frage mich noch immer, wie oder ob man es lernen kann bessere Übergänge zwischen verschiedenen Gedanken und Textabschnitten hinzukriegen. Würde ja gern anklagend sagen, dass es dafür Kurse geben sollte, aber die gibt es sicherlich schon. Hier in Schweden übrigens auch Massagekurse, die ich in Deutschland vergeblich gesucht habe. Leider kostet das Ganze nochmal so viel wie die Iksu-Mitgliedschaft selbst und ist deshalb trotz guten Eindrucks eher unerschwinglich. Sieben Wochen mit je zweistündigem Kurs - hmpf. Vielleicht möchtet ihr ja zusammenlegen, Vorteile hätte es sicher für alle - 200 Euro bitte!

Donnerstag, 9. Februar 2012

Es ist doch das beste vor möglichst nichts Angst zu haben.

Womöglich ist das so sogar - die letzten beiden Tage hatte ich aber immer mal ein bisschen Angst. Schwache Tage, sozusagen. Seit heute ist das wieder ok, I am a dandy cowboy with boots! So richtig viel hab ich nicht zu erzählen und auf Fotos müsst ihr noch ein wenig warten, Hermes - der Schutzgott der Reisenden - braucht dieser Tage ein wenig länger um Pakete zu verteilen. Wie also gesagt, nicht viel, aber ich würde gern über ein paar wenige bisher entdeckte schwedische 'Spezialitäten' berichten. Dabei soll es nicht um Essen, sondern vielmehr Besonderheiten oder Differenzen zu Deutschland gehen - ob alles relevant oder gar interessant ist möchte ich vorher nicht beurteilen:
- Ich war einkaufen bei Åhlens, ein Einrichtungs- und Textilhaus mit Drogerieabteilung und an den Kassen waren zu diesem Zeitpunkt ausschließlich Männer zu finden. Nicht nur stereotype, 30-jährige mit femininem Touch, sondern junge wie alte - um weiterhin stereotyp zu sein - sehr männliche Männer.
- Auf öffentlichen Toiletten wird nicht an warmem Wasser gespart - danke!
- Menschen in Schweden haben nicht überdurchschnittlich oft einen Überbiss, wie zuerst vermutet (oder auch nicht vermutet) - diese Oberlippenausbeulung nennt sich Snus und ist die mitmenschenfreundlich Variante des Rauchens. Der Freund der Mumins, Schnupferich, lässt grüßen!
- Schweden laufen auf Geh- und Fahrradwegen immer links. Verwirrend und gefährlich bei Nichtbeachtung. Überbleibsel der Links-Verkehr-Zeit?
- Schwedisches Brot ist süß. Auch wenn das keine Überraschung war...
- Kindergartenkinder tragen Helme wenn sie draußen spielen.

Und hinterhergeschoben, aber geklaut folgendes (mit allerliebstem Gruß an mein Lottakind):

Dienstag, 7. Februar 2012

Endlich hab ich euch wieder! Und bin zum ersten mal froh, dass das große Monster Internet nichts vergisst. Darauf sollte man einen trinken oder ein Lieblingsgedicht ausgraben. 

Wer lacht hier, hat gelacht?
Hier hat sich’s ausgelacht.
Wer hier lacht, macht Verdacht,
daß er aus Gründen lacht.

Wer weint hier, hat geweint?
Hier wird nicht mehr geweint.
Wer hier weint, der auch meint,
daß er aus Gründen weint. 

Wer spricht hier, spricht und schweigt?
Wer schweigt, wird angezeigt.
Wer hier spricht, hat verschwiegen,
wo seine Gründe liegen. 

Wer spielt hier, spielt im Sand?
Wer spielt, muß an die Wand,
hat sich beim Spiel die Hand
gründlich verspielt, verbrannt. 

Wer stirbt hier, ist gestorben?
Wer stirbt, ist abgeworben.
Wer hier stirbt, unverdorben,
ist ohne Grund verstorben. 

Günter Grass - Kinderlied

Montag, 6. Februar 2012


"Und geh ich verloren, dann spürst du mich auf.
Fang ich an zu hadern fasst du meinen Kopf an.
Ich stell' alles in Frage, nur nicht ein Wort aus deinem Mund.
Steh' ich besoffen im Regen bist du die Nachtapotheke.
Du bringst mich elegant in eine neue Liga.
Du bringst mich klar im Kopf, 
in einen guten Zustand."

Sonntag, 5. Februar 2012

Und das Rentierrennen:

Und nochmal - Videos. Zuerst Hundeschlitten...Danke Judith übrigens für diese beiden und die Fotos im letzten Eintrag!

Hej, hej!
Schlafsackverwickelt und warmgeduscht sitz' ich wieder hier und überlege was ich kochen könnte. Reis, Nudeln oder Kartoffeln als Grundlage? Fleisch ist keins mehr da. Zucchini muss weg, Zwiebel und Karotte. Ebenso passierte Tomaten und Sahne. Klingt am ehesten nach Nudelgericht, mal wieder. Aber noch hat's wohl Zeit - zuerst ein bisschen von Jokkmokk!
Wider Erwarten war das Aufstehen um 02:30 gar nicht schlimm, vielmehr aufregend und interessant - ob's dunkel ist oder nicht macht hier ja keinen allzu großen Unterschied. Hab also versucht alle geplanten Kleidungsschichten anzuziehen, dabei aber schließlich auf die Strumpfhose verzichtet und somit nur Jeans, zwei paar Socken, Skihose, Winterschuhe, zwei Tops, einen Pulli, eine Fleecejacke, zwei Schals, Armstulpen, Handschuhe, Mütze und Mantel getragen. Sommeroutfit sozusagen. Nach Nebensächlichem wie Essen einpacken und Zähne putzen haben wir also gegen 3:20 das Haus verlassen. Bäääm! So könnte man wohl sagen um begreiflich zu machen wie erstaunlich kalt es hier in Umeå schon war - hustenreizauslösende eisige Luft. Also 20 Minuten zur Uni stapfen (man ist wirklich langsam in mehr als drei Kleidungsschichten) und ein Ankommensfoto von Judith mit Eiswimpern machen. Ja, meine Kamera funktionierte da noch. 


Dann hopp hopp in den Bus, nur Frühaufsteher bekommen 'nen tollen Platz (haha!). Ungefähr viereinhalb Stunden später gab's im mittlerweil von Tageslicht erhellten Bus die Durchsage mit Aufforderung sich anzuziehen denn in wenigen Minuten erreichen wir den Polarkreis! Staunen, Freuen, Rascheln und Rumgestöhne beim Versuch wieder in die Skihosen zu gelangen ohne seinen Platz zu verlassen. Akrobatische Momente. Am Polarkreis angekommen wieder mal nah am Lungenkollaps, -34°C. Als auch ich dann gern ein touristisches Foto von der Tafel machen wollte, welches bezeugt, dass ich auch wirklich da war, enstanden leider nur noch komplett weiße Fotos. Seitdem ist meine Kamera krank - vermutlich chronische Schneeblindheit. Bei Ankunft in Jokkmokk 30 Minuten später gab es jedenfalls erstmal ein gutes Frühstück mit Brot, Belägen dafür, Haferbrei (?), Milch, Saft, Tee, Kaffee...und nach erneutem Dressing-Up dann raus in den nordschwedischen Winter "at it's best", wie unser Reiseführer zu sagen pflegte. Der Markt selbst schien dann leider unspektakulärer als erwartet und angepriesen, selbst vor Jokkmokk machen billiger-billiger-Stände nicht halt, denn auch bei -40° verkaufen sich pseudo Markensachen ganz gut. Natürlich war das nicht alles, es gab auch genügend Rentierfelle, Rentierwurst, Elchwurst, Fellmützen und -kleidung oder diese wunderbaren Lederarmbändchen mit Drahtflechtereien drauf von denen ich nun auch eines besitze. Fast genauso faszinierend war die Backstube etwas abseits des Marktes wo auf wenig Platz ziemlich tolles und frisches Polarbröd gebacken wurde. Auch davon hab ich eins gekauft und es ist seinen Preis von 2,50 mehr als wert - sogar nachdem es kurzzeitig gefroren, da im Rucksack war. Andere "Sehenswürdigkeiten" oder Programmpunkte waren die Rentierparade (leider verpasst, da zu große Angst vor Erfrierungen an den Füßen) und das Rentierennen (zwei Runden zugeschaut, eher schräg und waghalsig wie sich die Leute dort von ihren Tieren auf Schlitten rumziehen lassen, zumal das Stoppen nur mit drei sich an ein hinterherschleifendes Seil hängenden Leuten möglich ist). Sonst so? Rentiere sind schön! Und größer als erwartet. Elche dagegen zwar spannend wenn sie vor dem Bus rumspringen, aber für mich persönlich nicht unter den natürlichen Schönheiten. Bus fahren in Nordschweden ist aufregend - es geht kilometerweit immer nur geradeaus, die Straßen sind kaum bis gar nicht frei von Schnee und Eis und selbst die auf Höchststufe gestellte Busheizung kann nicht verhindern, dass das Kissen an der Scheibe festfriert. Insgesamt war's ein beeindruckender Tag - wenn auch der Markt ein klein bisschen Enttäuschung hervorgerufen hat, so war die Kälte definitiv eine nicht zu vermissende Erfahrung - ob allerdings sobald zu wiederholend überlege ich mir nochmal...



Mittwoch, 1. Februar 2012

Guten Abend! Ähh, ups - ich meine guten Tag. Es ist nur, draußen ist's hell und ich sitze trotzdem mit fertig gekochtem Essen, in tiefer Entspannung hier in meinem Zimmer und schreibe. Merkwürdig, wie ich finde.
Ausführlicher nun erstmal zum wichtigsten Teil: Ich hab mich vollgekleckert! Das war als wichtigster Teil so eigentlich nicht geplant, da es aber eben mal so passiert ist dachte ich ich nutze die Chance und erzähl' euch das. Bin übrigens nichtmal ausgerastet wie üblich - ist ja niemand hier. Man schreibe also auf die Donnerstags-to-do-Liste "Fleckentferner kaufen", umkringele es rot und hänge den (übrigens beige-graumelierten) Pulli auf seinen Koffer, um ihn für kurze Zeit als Zimmerdekoration oder Mahnmal des ordentlicheren Essens betrachten zu können. Jetzt aber zu dem Inhalt der Schale, aus dem diese Kleckersprenkel entsprungen sind - es gibt Bauerntopf mit Fertigköttbullar drin, angesichts meiner geographischen Lage könnte man es aber auch schon mediterranen Tomateneintopf nennen. Wie das aussieht könnt ihr etwas weiter unten sehen, lecker wars definitiv, nicht zuletzt weil Fertigköttbullar weniger Fettknorpel hat als sonstige mir bekannte Fertigfrikadellen. Jetzt hab ich nur leider das Gefühl Sättigung vertreibt Schreiblust, Erinnerung und Einfall. Der heutige Tag war bisher jedenfalls zuerst schrecklich aufregend und magenverdrehend, weil wir in unserer wirklich winzigen Seminargruppe die durchschnittlich heute Nacht um 1 fertiggestellten Ausarbeitungen vorstellen sollten - auf Englisch, unfundiert und schlecht vorbereitet - wobei wir überzähligen Deutschen den Vorteil hatten alle Aspekte gegenseitig ergänzend, quasi als Gruppe vorstellen zu dürfen. Danach begann also der entspannte, den Magen wieder auftrullernde Teil, der aus Block kaufen im Universum und dem hoffentlich vollständigen Wocheneinkauf bei ICA bestand, ebenso Kochen, Mitbewohner treffen und Essen. Nun sitz' ich also hier mit vollem Bauch, den Füßen auf dem Tisch und freue mich die erste Uniaufgabe geschafft zu haben. Morgen gibts dann eine Vorlesung von 10 - 12 Uhr und später Schwedisch von 15 - 17 Uhr. Da das leider irgendwie blödes Zeitmanagement ist muss ich den Strömpilen-Besuch wohl auf Freitag verschieben, am besten vormittags um abends (oder gar nachmittags) früh schlafen zu gehen in Vorfreude auf Jokkmokk am Samstag! 
Und jetzt, da die Nacht so kurz war, erlaube ich mir ein bisschen Rumleserei auf dem Bett mit der Option zum Einschlafen. Natti, kanske.

müüüüde. morgen gibts was - versprochen!